Epstein-Barr-Virus (EBV) ist ein anpassungs- und wandlungsfähiger Erreger, verantwortlich für zahlreiche EBV Spätfolgen und Beschwerden.
Das haben seine Entdecker, Yvonne Barr (Zoologin) und Michael Epstein (Pathologe), um das Jahr 1964, in dem Ausmaß wahrscheinlich nicht geahnt. Das
Humane Herpes Virus 4 (HHV-4) ist eines von acht beim Menschen bekannten und wurde in Zellkulturen von afrikanischen Burkitt-Lymphomen (menschliche Tumorart) gefunden. EBV ist keine Kleinigkeit, wenn auch einige Mediziner es, zulasten der Patienten, übersehen. Ich hoffe, bei Ihnen wurde die akute Infektion erkannt, wenn auch die Behandlungsmöglichkeiten sich bekanntlich (bisher) in Grenzen halten.
Der schöne Anfang hat ein böses Ende, nachdem sich der hartnäckige Erreger via Speichel übertragen hat. Zwischenmenschlicher Kontakt ist eine unvermeidbare und eigentlich sehr angenehme Sache, nicht nur zwischen verliebten Menschen. Auch Eltern geben ihren Kindern ein Küsschen und umgekehrt. Kein Wunder, dass bis zu 98 Prozent der Menschheit diesen Virus in sich tragen. Man hat sich erfolgreich, aber zum Schaden der Gesundheit durchseucht. Egal ob Sie Symptome verspüren oder ob Sie asymptomatisch bleiben, das Virus steckt in Ihrem Körper, für immer. Das haben die gemeinen Herpesviren so an sich. Sie kennen das vielleicht von den altbekannten Vertretern wie dem „Herpes-Simplex“, zum Beispiel als Lippenbläschen schmerzhaft wiederkehrend. Wenigstens dieser Ausbruch blieb mir erspart, da bin ich auch nicht böse drum.
EBV kann sich, wie viele bereits wissen, reaktivieren. Meist aufgrund extrinsischer Faktoren wie psychischer Stress. Weil wir uns ständig auf der Arbeit überfordern und uns dem Zwang der Optimierung hingeben. Auch daheim machen wir es uns größtenteils nicht viel leichter. Dann kommt es wieder zu diesen Krankheitsanzeichen, die nicht mehr gehen wollen, beispielsweise die chronische Erschöpfung. Eine bleierne Müdigkeit, schlimmer als alles, was Sie kennen. Bisher liest sich das alles recht verständlich, oder? Böses Virus, Tröpfcheninfektion, seit Corona auch alles nicht mehr unbekannt. Schließlich sind wir jetzt alle kleine Hobby- und Zwangsvirologen geworden. Die Diagnostik hinter EBV ist allerdings komplex, nicht einfach zu verstehen und die Krankheitssymptome ähneln doch vielen anderen Erkrankungen, was nicht selten zur unbeabsichtigten Fehldiagnose führt.
EBV steht in Bezug zu verschiedenen schweren Erkrankungen, seit vielen Jahren wird zum Zusammenhang von Epstein Barr Virus und Krebs geforscht. Aber auch hinsichtlich Epstein Barr Virus und MS zeigen sich neue Erkenntnisse aus den USA, die mehr als nur erwähnenswert sind.
Grundsätzlich muss gesagt sein, dass EBV für Menschen mit einer
Immunschwäche lebensgefährlich
ist, wie Fachärzte bestätigen. Etwa
200.000 bösartige Tumorerkrankungen jährlich gehen auf das Konto von Epstein-Barr, soviel weiß man schon jetzt. Insbesondere verursacht EBV Lymphome, Magenkrebs und Krebs in Nasen- und Rachenraum. Ein
Proteinbestandteil der Viren soll der Treiber für Krebs sein, fanden Wissenschaftler heraus, siehe Veröffentlichung im Nature Communications
„Epstein–Barr virus particles induce centrosome amplification and chromosomal instability“. Sobald sich eine EBV-infizierte Zelle teilt, verhindert das Protein BNRF1 den korrekten Ablauf und es bilden sich mehr als zwei Spindelpole. Die Chromosomen verteilen sich nicht mehr gleichmäßig auf die Tochterzellen, was als bekannte Krebsursache beschrieben wird.
Henri-Jacques Delecluse, mitverantwortlich an der oben genannten Studie über das Protein BNRF1 äußert sich sehr eindeutig zum Epstein Barr-Virus: "Wir müssen die Entwicklung einer Schutzimpfung gegen EBV vorantreiben. Nur damit lässt sich eine Ansteckung mit den Erregern verhindern. Denn unsere neuen Ergebnisse zeigen eindeutig: Bereits die erste Infektion stellt ein Krebsrisiko dar."
Die US-amerikanische Studie vom 13.01.2022 veröffentlicht im Science mit dem Titel „Longitudinal analysis reveals high prevalence of Epstein-Barr virus associated with multiple sclerosis“ dürfte bei allen MS Patienten Aufsehen erregen. Die meisten chronisch Kranken, mich einbezogen, machen sich so ihre Gedanken, wann und wo das Grauen eigentlich seinen Ursprung nahm (unabhängig an welcher chronischen Krankheit man im individuellen Fall leidet). Vielleicht nicht ständig, aber ab und an denkt man doch mal darüber nach. Prof. Dr. Wolfgang Hammerschmidt vom Helmholtz-Zentrum München äußert sich dazu und meint, dass es mit Blick auf diese Studie wahrscheinlich sei, dass eine EBV-Infektion Voraussetzung für Multiple Sklerose ist, jedoch nicht klar wäre, ob es am Ende die tatsächliche Ursache ist. Auch hier ein Ansatz. In welche Richtung es wohl gehen wird?
Quellenangabe:
https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Wie-Epstein-Barr-Viren-Krebs-ausloesen-koennen-296179.html
https://www.science.org/doi/10.1126/science.abj8222
https://www.nature.com/articles/ncomms14257
https://www.dzif.de/de/epstein-barr-virus-dzif-und-helmholtz-munich-entwickeln-einen-impfstoff