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Binnen der vergangenen 10 Tage habe ich mein eigenes Fastenexperiment betrieben. Schon der dritte Heilfastenmodus in diesem Jahr, da ich mich diesbezüglich ja gerne stetig steigern wollte. Zukünftig also eher 3x statt nur 2x fasten, wenn es denn möglich ist. Aber bei einer Inflation von 10 Prozent ist es sicher eine günstige Alternative. Denn Heilfasten kostet fast gar nichts, außer Überwindung beim allerersten Versuch.

Ketose messen und staunen

An sich ist der Prozess für mich nicht neu und die Veränderungen durfte ich schon mehrfach spüren. Interessant war dieses asketische Ereignis, weil ich zum ersten Mal nicht nur sporadisch die Fastenketone gemessen habe, sondern ab dem 4. Tag täglich kontrollierte. Die Ketonkörper im Blut zu messen ist beim Heilfasten nicht zwingend notwendig, aber sehr spannend. Zumindest, wenn man sich (wie ich) für die körpereigenen Prozesse begeistern kann.

Die Möglichkeit des Organismus vom öden Zuckerstoffwechsel (Glukose) auf den Fettstoffwechsel (Ketose) umzustellen, empfinde ich als überragend. Dieses biologische Wunder spricht mich schon lange an und genauso lange hadere ich auch damit. Da eine lebenslange Ketose zum einen nicht sehr alltagstauglich ist und zum anderen oftmals in eine übersäuernde Ernährungsweise voller tierischer Inhaltsstoffe überschwappt. Das habe ich selbst alles schon durch.

Nach einer langen veganen Zeit war ich (kurz vor Corona) an der angehenden Fettleber „erkrankt“, weil ich täglich zu viele Kohlenhydrate aß. Das muss man erst einmal wieder umdrehen. Früher, als ich gerne mal im „low low carb“ oder gar „ketose“ Modus unterwegs war, hatte ich eher das Thema Übersäuerung und zu viel Fleisch, Geflügel, Fisch und Eier. Wenn ich bei etwas das Kotzen bekomme, dann sind es die Keto-Instagram-Channels, die ausschließlich diese Art des Essens propagieren.

You want a Snack? Just roll a fuckin Slice of Bacon, but some tasty Cheese inside and enjoy – but dont forget to put it in the ofen and melt some more fuckin cheese above. Pfui.

Es geht mir ja gar nicht darum, dass man das mal irgendwann isst, es geht mir um diese tägliche Rezeptinspiration im Stile von „what i eat today“. Fleisch mit Käse oder Käse mit Fleisch und einem Salatblatt dazwischen. Gesund ist das nicht. Ist das eine ketogene Ernährungsweise? Leider ja und sicher die häufigste bzw. jene, die am meisten Anklang findet.

Durch Ketose Fettverbrennung ankurbeln

Ketose messen ob morgens oder abends ist gar nicht so schwer, ich nutze mein Blutzuckermessgerät von FORA 6 Connect. Man muss die Ketose Teststreifen für Blut extra bestellen und das Gerät kurz darauf programmieren, mehr nicht. Es ist eine einfache Methode und 100 Prozent verlässlich im Gegensatz zu Ketose Teststreifen für Urin. Jedenfalls war ich ab dem vierten Tag schon über 2.0 mmol/l und am Ende bei 4.0 mmol/l Ketosewert. Die hohen Werte über 3.0 sprechen für Fastenketone, die sich nur in der Askese derart stark ausbilden. Im Normalfall: Selbst, wenn ich sehr wenige Kohlenhydrate aufnehme, hemmen diese die hohe Ketonkörper-Entwicklung.

Es ist aber auch egal, da man die gewünschten positiven Effekte der Ketose schon ab 1,0 verzeichnet. Es gibt demnach keinen besonderen Grund sehr hohe Ketonwerte anzustreben, da man dadurch nicht noch besser oder schneller denken an und nicht noch schneller Gewicht verliert. Abnehmen durch Ketose ist easy, aber dafür reicht der übliche Optimalwert von 1,0 bis 2,5 mmol/l – würde ich sagen.

Mein Ketoseexperiment hat mir sogar gezeigt, dass der „hohe Hungermodus“ gar nicht so gut ist. Ich hatte in den hohen Phasen (auch beim letzten Fasten) eher ein negatives Gefühl. Der Schlaf ist sehr unruhig und die Ketonkörper bitzeln mir schon auf der Zunge. Auch Kopfschmerzen können kurzzeitig wieder aufkommen. So fühlt es sich für mich an. Ich weiß schon ohne Messgerät, ab wann ich über 3,0 mmol/l bin. Witzig.

Heilfasten 2022 beendet

Ich freue mich ein drittes Mal Fasten geschafft zu haben, hätte es aber auch hingenommen, falls es nicht funktioniert hätte. Es ist kein Scheitern, denn der Organismus kann manchmal sehr belastet sein und möchte es gerne ein anderes Mal versuchen. Körper und Geist müssen beide wollen und können, sonst ist es schwierig. Die körperlichen Schmerzen wurden erwartungsgemäß stark vermindert. Das beginnt bei mir, sobald die Ketose etwas höher (über 1) ist, darüber freue ich mich immer am meisten. Von einem NRS-Niveau von um die 6,5 sinke ich auf etwa 3 bis 4. Es schwankt auch mal, der Körper ist kein einstellbarer Roboter und ganz so einfach wie im TV manchmal dargestellt ist es in echt nicht immer und nicht für jeden. Wer jedoch weiß, was chronischer Schmerz bedeutet, weiß auch, was 2 Punkte weniger an Lebensqualität bringt. Das entspricht mind. einer Million Euro – für diejenigen die keinen Vergleich kennen.

Nun ist das Projekt Heilfasten für 2022 abgeschlossen und wird erst wieder im Januar (frühestens) aufgenommen. Das Essen ist wieder im Gange und der Magen-Darm versucht sich gerade damit auseinanderzusetzen. Da ich noch ein paar Tage von der geminderten Ketose profitieren werde, kann ich jetzt direkt am Schreibprojekt weiterarbeiten, denn die kognitiven Vorteile sind immens. @diepfeifferin