*werbungmarkennennung
Nach einer EBV Infektion haben sich bei mir einige Leiden ausgebreitet und es sich dabei so richtig bequem gemacht. Wer meine Geschichte etwas verfolgt weiß es schon – von Fibromyalgie bis hin zur Migräne über Depression und Schmerzmittel-Übergebrauch ist für jeden etwas dabei, nur, dass es mich gefühlt auf einmal getroffen hat. Kopf- und Gesichtsschmerzen sind insgesamt ein großes Thema bei mir, ganz abgesehen von Muskelbeschwerden im Rest des Körpers.
Zu Beginn fühlte ich mich dem ganzen Leid jahrelang ausgeliefert. Wenn Schmerzen überwiegen, wird das gesamte Leben davon überschattet und die Einschränkungen sind enorm. Beruflich wie privat, das macht keinen Unterschied mehr. ALLES ist anstrengend, ob es sich um eine schöne oder weniger schöne Beschäftigung bzw. Tätigkeit handelt. Total egal. Ein Bild malen ist - quasi - genauso fordernd wie damals eine Schicht im Pflegedienst. Nun habe ich hinsichtlich Therapien und Medikamente schon vieles ausprobiert, das meiste davon brachte mir keine Verbesserung. Ich erwähne nur mal kurz Tramadol, diverse Antidepressiva, Sumatriptan, EMDR beim Neuropsychologen, Akupunktur in der Schmerzklinik Sylt und so weiter. Die Liste ist lang…
Erst seit etwa drei Jahren habe ich einen besonderen Begleiter an meiner Seite – meinen Schmerzarzt. Seines Zeichens Neurochirurg mit OP-Erfahrung, ein echt informierter, kompetenter und emphatischer Mensch. Soll jetzt keine Liebeserklärung werden, schließlich bin ich glücklich verheiratet, aber er ist ein Glücksfund. Zwar hat auch er keine Therapie mit Wunderwirkung für mich, punktet aber durch seine Soft Skills wie die Fähigkeit zuzuhören. Als naturorientierter Arzt ist er Giften und Drogen leider 😊 gleichermaßen abgeneigt. Ich hätte damals beispielsweise sehr gerne Cannabis bei Migräne zur – natürlich – rein medizinischen Verwendung auf Rezept gehabt, hat nicht funktioniert.
Ach, während ich schreibe, erinnere ich mich wieder, wie ich überhaupt zum Facharzt für Schmerzmedizin kam. Ich habe meinem Hausarzt (der auch top ist) die umfangreichen Unterlagen meiner Krankenkasse zur Cannabis Bewilligung auf den Tisch gelegt. Auch er wollte mit dieser Art von Papierkram nichts zu tun haben und überwies mich (mein Glück) zu diesem ominösen Schmerzdoc. Von selbst war ich gar nicht in der Verfassung solche Spezialtermine zu vereinbaren und mir den passenden Facharzt auszusuchen. Ich war zu sehr im Schmerz versunken, extrem angespannt, schlaf- und ruhelos. Schon die üblichen Maßnahmen im Bereich Körperpflege waren sehr beschwerlich. Ich dachte Cannabis könnte mein Muskelrelaxans ersetzen und mich zwangsentspannen.
Nun ja. Ohne Cannabis und nur mit den üblichen wechselwirkungsreichen Chemiebomben (viele Muskelrelaxantien, Schmerzmittel und Antidepressiva im Test gehabt) ausgestattet überlegte ich mir das Thema Botox Therapie anzugehen. Ich habe davon gehört, kenne aber bis heute niemanden persönlich, der das bereits probiert hat.
Mein lieber Hausarzt hat mir in der Vergangenheit mit einer Lokalanästhesie via Injektion in den Trigeminusnerv schon versucht meine Schmerzen im Gesicht zu behandeln. Die Idee fand ich bombastisch, ebenso sein Engagement mir gegenüber, leider hielt die Wirkung höchstens 45 Minuten (in einem Teil-Bereich des Gesichts) an. Zweimal täglich ein Arztbesuch, nur um keine 60 Minuten Erleichterung zu finden…den Aufwand hätte ich körperlich gar nicht aufbringen können.
Leider war mein Schmerzarzt auch beim Botulinumtoxin eher abgeneigt. Gift und so. Irgendwann nahm ich Kontakt mit dem bekannten Kopfschmerz-Experten Dr. Göbel der Schmerzklinik Kiel auf, weil ich hörte, dass Botox dort mehr oder weniger standardmäßig genutzt wird (wenn die Indikation wirklich gegeben ist). Dafür müsste ich aber zwei lange Wochen auf den Kopf (haha) gestellt werden und höchstwahrscheinlich im Doppelzimmer verweilen. Das kann ich in meinem Zustand überhaupt nicht ab. Einzelzimmer und diese tägliche KH-Tortur wären aufgrund des Erschöpfungssyndroms fordernd genug. War mir am Ende schon in meiner Vorstellung alles viel zu anstrengend. Die Aufnahme in der Schmerzklinik Kiel fiel erst einmal raus. Was jetzt?
Nun dachte ich an Botox bei meinem Schönheitschirurgen vor Ort, da hatte ich schon eine umfassende Weisheitszahn-OP überlebt (weil er Dr. Dr. ist – auch Zahnmedizin). Vor etwa zwei Monaten war ich dann endlich zum Aufklärungsgespräch dort und kurze Zeit später zum Gift-Termin. Ziel erreicht: Botox in der Stirn, Zornesfalte und um die Ringmuskulatur (Augen). Genaustens dosiert, etwa 50 Einheiten, damit mir !natürlich! nicht die Augen zufallen oder ein ähnliches Drama im Gesicht stattfindet. Da war mein Mann in höchster Sorge. Die Botox Kosten lagen bei 250 Euro und wurden auf diese Weise natürlich nicht von der Krankenkasse übernommen. Das war mir dann aber auch egal. Mich ins Krankenhaus zu legen, kostet mich schließlich auch 10 Euro pro Tag Zuzahlung und unbezahlbare Nerven.
Wie oft die Botox Behandlung erfolgen muss, ist individuell verschieden, etwa alle fünf bis sechs Monate. Ich werde berichten. Da bei mir aufgrund meiner krankhaften Muskelanspannung auch aus Schultern und Nacken viel – wirklich - schlimmer Schmerz in den Kopf steigt, möchte ich zukünftig auch diesen Bereich „lahmlegen“.
Mein Botox Test und Fazit nach zwei Monaten ist positiv. Ich kann meine Stirn tatsächlich nicht mehr in Falten legen, was sich innerhalb der ersten Wochen nach Botox Behandlung zeigte. Ich hatte also keinen Sofort-Effekt, sondern musste mich einige Tagen gedulden, bis die Wirkung vollendet war. Die Schmerzen an den vielen Einstichstellen hielten sich in Grenzen, ich habe sie noch beim Arzt mit einem Coolpack abgemildert. Nach dem dritten Tag hatte ich damit keine Probleme mehr. Besonders unangenehm empfand ich die Einstiche im Bereich der Zornesfalte, weniger um die Augen. Wenn ich nun an Tageslicht gerate kann sich meine Stirn nicht mehr rühren. Das nimmt mir persönlich eines meiner relevanten Probleme. Das automatische Zusammenziehen der Stirnmuskulatur bleibt aus, danke lieber Gott. Eine Baustelle weniger. Ich schütze mich dennoch mit Sonnenbrille, habe nun aber weniger Licht-Panik.
@diepfeifferin